Patrik Walter im Mogasi interview. Foto: Hannes Walser
Patrik Walter im Mogasi interview. Foto: Hannes Walser

Patrik Walter, 39, aus Galtür, stand dem Mogasi Magazin für ein Interview zur Verfügung. Er ist Diplomskilehrer, Ski Trainer, Landeslehrer Ausbilder und Technikexperte. 10 Jahre lang war Patrik Ausbilder für die staatliche Skilehrerausbildung. Er nimmt am Synchro-Skiweltcup sowie bei Meisterschaften im Demonstrationsskilauf mit dem Team Schwungdesigner aus St. Anton teil.

Mogasi: In welchem Alter bist du das erste Mal auf zwei Brettern gestanden?

Walter: Ich begann mit dem Skifahren wie die meisten von uns hier in Tirol als kleiner Bub. Wann genau ich das erste mal auf Skiern stand, kann ich nur nachsagen: Meine Mutter meint mit 2 1/2 Jahren habe ich zusammen mit ihr das erste Mal probiert.

Mogasi: Wer hat dir das Skifahren beigebracht bzw. dich trainiert?

Walter: Das erste Skifahren hab ich von meiner Mutter in meinem Heimatort Galtür gelernt. Zusammen standen wir fast täglich auf der Piste. Es schien mir einfach Spaß zu machen. Im Zuge dessen habe ich den Skikurs besucht und im Skiclub Galtür mittrainiert.

Im Bereich Skirennlauf hat es für den Bezirkscup und Landescup bei mir gereicht, viel mehr war da nicht drin.

Über die Zeit hatte ich somit mehrere verschiedene Trainer, wobei das eigentliche Skifahren habe ich, um ehrlich zu sein, während meiner staatlichen Skilehrer Ausbildung gelernt.

Mogasi: Wie war dein beruflicher Werdegang? Wie weit bist du in deiner Skikarriere gekommen?

Walter: Im Skirennlauf schaffte ich es in den Landescup, worauf ich nach einiger Zeit mich dazu entschloss, eine Lehre als Koch zu beginnen. Nach Beendigung dieser Lehre bemerkte ich, dass ich eigentlich besser skifahren kann als kochen. Woraufhin ich mit der Ausbildung zum Skilehrer begann. Im Zuge der staatlichen Skilehrer Ausbildung hat mein damaliger Ausbilder Martin „Guggi“ Gugganig das Potential in mir gesehen. Zu dieser Zeit war Guggi ein kleiner Star in Japan und suchte einen Nachfolger, der seine Kunden in Japan übernimmt. Natürlich habe ich ja gesagt. Mit 21 ging ich das erste Mal nach Japan. Dort habe ich Kontakte aufgebaut und bekam ein Angebot, um als Konditionstrainer zu arbeiten. Kochen wollte ich zu dieser Zeit nicht, dies war der Start in die Trainerkarriere. Infolge hab ich als Landesausbilder bis hin zum staatlichen Skilehrer als Ausbilder unterrichtet. Eines Tages erhielt ich eine Anfrage von Yuki, ob ich als Vollzeit Skitrainer im Bereich Speed (Super-G und Abfahrt) arbeiten möchte, was eine Besonderheit in Japan ist.

Mogasi: Welche Rückschläge musstest du hinnehmen?

Walter: Mit 22 Jahren habe ich mir in Japan das erste Mal das Kreuzband (links) gerissen, worauf hin ich nach Hause flog, dort habe ich die restliche Saison Skikurs gegeben. Im Frühjahr dann die erste Operation. Einige Zeit darauf habe ich mir beim Fußballspielen einen Knorpelschaden am rechten Knie zugezogen. Dann kam der Kreuzbandriss rechts und darauf eine Knorpelglättung im rechten Knie.

Mogasi: Du hast unzählige Pokale und Trophäen zu Hause. Auf welche bist du besonders stolz?

Walter: Die Auszeichnung „Österreichischer Einzel Demo Meister“ im Jahr 2000 freut mich besonders. Bei diesem Event standen Skitechnik, das Befahren von Buckelpisten, Carven und Fun Carven auf dem Prüfstand, welches ich für mich entscheiden konnte.

Mogasi: Welche Sportler hast du bisher trainiert und welche Erfolge konntet ihr feiern?

Walter: Yuki, Ryo, Aruha, Makiko und Koremsa. Mit diesen fünf Sportlern haben wir Erfolge im Far East Cup (Asien),  Nor-Am Cup (Nordamerika) und Europacup erzielt. Diese sind jeweils eine Stufe unter dem Weltcup.

Vor einem Jahr habe ich begonnen Raphael von der Thannen aus Ischgl zu trainieren, der seine ersten FIS Rennen fährt.

Mogasi: Gibt es in Tirol genug Unterstützung und Trainingsmöglichkeiten für den Skirennlauf ?

Walter: Orte wie Ischgl, St Anton, Sölden, oder die Gletscherskigebiete (Hintertux, Stubai, Pitztal, Kaunertal) bieten beste Trainingsmöglichkeiten für ein Skitraining. Dabei werden oft ganze Pisten für die Athleten gesperrt. Dies ist nicht immer im Interesse aller Bergbahnen, da viele Skigebiete ihren Fokus auf Touristen haben und die Pisten an starken Tagen natürlich für die Gäste benötigen. Zudem muss für die Sicherheit der Sportler gesorgt sein, was oft mit einem Mehraufwand verbunden ist.

Mogasi: Hast du im Laufe der Jahre eigene Trainingsmethoden entwickelt? Was ist dein Geheimnis?

Walter: „Gelände Fahren“ ist der beste Skilehrer. Mein Ansatz als Trainer ist das trainieren und üben der Skitechnik abseits von Skipisten in zerfahrenem Tiefschnee oder Buckelpisten. Das Skifahren in solchen Bedingungen erfordert Ausgleichsmaßnahmen. Diese somit erlernten Fähigkeiten versuche ich in den Skirennlauf mitzunehmen.

Patrik Walter beim Freeriden. Foto: Josef Mallaun
Patrik Walter beim Freeriden. Foto: Josef Mallaun

Mogasi: Wie kommt es zu einem kompletten Skifahrer? Was zeichnet für dich einen guten Skifahrer aus?

Walter: Zu einem kompletten Skifahrer kommt es, wenn man auf jede Situation eine Antwort weiß.

Einen guten Skifahrer zeichnet aus wenn er variabel verfügt. Das heißt, wenn er unterschiedlichstes Gelände, sei es auf der Piste oder abseits davon, gut meistert und mit jeder Situation zurecht kommt. Verspurte Geländeabfahrten, Buckelpisten oder Frühjahrsschnee sind super zum trainieren.

Mogasi: In welchen Skigebieten trainierst du und deine Sportler?

Walter: Die Vorbereitung einer Skisaison startet schon im Sommer, wobei hier Konditions- und Krafttraining im Vordergrund stehen. Im Zuge dessen wird häufig frei Ski gefahren, darauf folgen Schulefahrten (Technikfahrten wie im Skikurs). Hintertux, Pitztal, Stubai oder Kaunertal sind klassische Gletscher Skigebiete in denen im Herbst trainiert wird. Im Winter über weicht man auf unterschiedlichste Skigebiete aus. Ich persönlich habe mit meinen Athleten immer gern in St Anton, Ischgl und Sölden trainiert.

Diese Skigebiete zeichnen sich durch ihre Organisation im Rennlauf aus.

Mogasi: Wie hältst du dich fit und welche Übungen empfiehlst du jedem Skifahrer?

Walter: Persönlich halte ich mich durch meinen Sommerjob als Konditionstrainer fit. Darüber hinaus trainiere ich hauptsächlich Körpergewichtsübungen. Im Bezug auf das Skifahren ist natürlich der gesamte Körper wichtig, da er wie ein Schutzpanzer wirkt. Im Fokus stehen jedoch Rumpf (Bauch, Rücken) und Beine.

Zur Vorbereitung auf einen Skiwinter empfehle ich Mountain Biken als Konditions- und Krafttraining der Beine, weiters sind Rumpfübungen für die Stabilisation beim Skifahren hilfreich.

Patrik Walter beim Training. Foto: Josef Mallaun
Patrik Walter beim Training. Foto: Josef Mallaun

Mogasi: Was fasziniert dich am meisten am Skifahren?

Walter: Es ist die Freiheit, die mich so am Skifahren fasziniert. Was gibt es für ein schöneres Büro, als täglich in der Natur zu sein. Schnee alleine ist für mich schon faszinierend, was man mit 2 solchen Brettern heraus holen kann umso mehr. Mit den unterschiedlichsten Wegen einen Berg zu bespielen, das macht diesen Sport für mich einzigartig.

Mogasi: Was ist deine persönliche Lieblingsdisziplin? Wo nimmst du selbst teil?

Walter: Meine persönliche Lieblingsdisziplin ist Buckel fahren. Es ist schwierig, irgendwo Teil zu nehmen, da es hierzulande keine Wettbewerbe gibt.

Disziplinen, an denen ich selbst teilnehme, sind Demo und Syncro Ski Meisterschaften. Beim Demo-Fahren nimmt unser Team Schwungdesigner an Tiroler-, sowie Österreich- und Europameisterschaften teil. Wir haben all diese Titel schon mehrfach gewonnen.

Mogasi: Was schätzt du, wie sich der Skisport durch technische Entwicklungen verändert? Ändert sich überhaupt noch etwas ?

Walter: Die Grundelemente des Skifahren sind seit jeher gleich, daran wird sich auch nichts mehr ändern. Das Gleichgewicht, Drehen und das Kanten ist es, worum es beim Skifahren im Allgemeinen geht. Die technischen Veränderungen werden nur mehr minimale Unterschiede mit sich bringen. Freeriden funktionierte auch schon in den 20er Jahren, was der Film „Der Weiße Rausch“ eindrucksvoll zeigt. Durch neue Technologien wurde diese Sportart auch für die Masse erlernbar und zugänglich gemacht. Skitechnisch wird sich nur noch wenig ändern.

Patrik Walter Foto: Josef Mallaun
Patrik Walter Foto: Josef Mallaun

Mogasi: Du bist viel international unterwegs, wie ist der Austausch mit anderen Skinationen?

Walter: Im Technikaustausch mit anderen Skinationen wie Italien, Frankreich, Deutschland und der Schweiz war ich in Chamonix mit dabei. Ich bin mir sicher, dass wir auf einem richtigen Weg sind. Von unserer österreichischen Skitechnik wurde viel in die Welt hinaus getragen. Der Aufbau des Österreichischen Ski-Lehrplans, von Beginn an das Alpinen Fahrverhalten mit einzubauen und zu lernen ist sicher der Richtige. Andere Nationen lernen hierfür viele verschiedene Techniken, welche sich teilweise gut vermarkten lassen. Ich war 2007 (Südkorea) und 2011 (St. Anton am Arlberg) im Interski Team, wo immer wieder weltweite Skitechniken diskutiert und getestet werden.

Mogasi: Zu guter letzt, wie sieht es mit deinem eigenen Nachwuchs aus? Fahren die kleinen schon Ski und würdest du eine Skikarriere deiner Kinder unterstützen?

Walter: Der älteste ist drei Jahre alt, wir haben mit dem Skifahren schon begonnen. Meine Tochter ist noch etwas zu jung. Bisher ist er begeistert, ob dies so bleibt ist abzuwarten. Natürlich würde es mich freuen wenn meine Kinder gerne und gut Skifahren. Wenn sie eine Skikarriere planen, würde ich sie unterstützen. In Bezug auf den Skirennlauf muss ich sagen: Ich habe so viel gesehen, ich bin sicher nicht derjenige, der treibt. Dieses Business ist Beinhart, man muss zu 100 Prozent dahinter stehen und das von sich aus.

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